Die Gewerkschaften in Ostdeutschland und ihr Widerstand gegen die Treuhandpolitik

 

Als sich mit der Einführung der kapitalistischen Marktwirtschaft die Arbeitswelt in Ostdeutschland grundsätzlich änderte, mussten sich auch die Gewerkschaften der DDR auf ein völlig neues Aufgabengebiet besinnen. Waren sie vor 1990 noch vor allem für den Arbeitsschutz, die Normerfüllung und die Urlaubsbuchung zuständig, mussten sie ab 1990 Betriebsräte  aufbauen, um Arbeitsplätze kämpfen und Tarifverhandlungen führen.

Die meisten ostdeutschen Arbeitnehmer*innen traten 1990 direkt in die westdeutschen DGB-Gewerkschaften ein, aufgrund von Betriebsschließungen und Massenarbeitslosigkeit verloren die Gewerkschaften aber wieder sehr viele Mitglieder. Heute ist der Organisationsgrad noch immer niedriger als im Westen, was auch zu einer geringeren Tarifbindung führt.

Die Gewerkschaften im Osten haben sich aber nie aufgegeben, sondern haben immer stets tapfer im Interesse ihrer Mitglieder für gute Arbeit gekämpft. Dieses Kapitel in der Geschichte der Wiedervereinigung ist heute oftmals vergessen, wären doch ohne den Widerstand der Gewerkschaften gegen die Treuhandpolitik  noch mehr Betriebe verschwunden.

Bernd Günther (Link) baute in Leipzig die Gewerkschaft Bau-Steine-Erden auf und verhandelte auch direkt mit der Treuhand am Runden Tisch für Wirtschaft und Arbeit. Er resümiert, dass die gemeinsamen Erfahrungen die Belegschaften zwar einerseits angriff, aber auch für ein besonderes Gemeinschaftsgefühl sorgte, dass man heute oftmals vermisst.

Der heutige Vorsitzende des DGB Sachsen Markus Schlimbach bemerkte schon im Frühjahr 1990, dass die politische Wende zu einem tiefen und schmerzhaften Einschnitt führen wird. Für ihn war die Organisierung und Kampfbereitschaft der Arbeitnehmer*innen der entscheidende Faktor, ob ein Betrieb weiterbestand oder nicht.

Aus der Perspektive einer Geschichtslehrerin blickt die Bildungsgewerkschaftlerin Sylvia Kristalla zurück in die frühen 1990er Jahren. Auch für sie war diese Zeit insofern prägend, dass sie die grundlegende Notwendigkeit von gewerkschaftlicher Organisierung bis heute herausstellt.