Umbruchserfahrungen und
Geschlechterverhältnisse
Differenzmaschine. Im Gespräch über die langen Linien von 89/90.
In der aktuellen historischen Bearbeitung wie auch in der zivilgesellschaftlich-kritischen Auseinandersetzung mit dem politischen Umbruch 1989/90 ist ein Trend hin zu einer „langen Geschichte der Wende“ zu beobachten. Nicht nur die Herbstereignisse 1989, sondern auch ihre Vorgeschichte und die bis heute wirkmächtigen Konsequenzen der gesellschaftlichen Transformation in Ost- wie auch dem gesamten wiedervereinigten Deutschland, werden damit auch in ihrer lebensweltlichen Dimension in den Blick genommen. Insbesondere für jüngere Menschen, die die DDR gar nicht oder kaum noch selbst erlebt haben, geht dies einher mit einem neuen Interesse für ihr persönliches familienbiografisches, wie auch gesamtgesellschaftliches Erbe der DDR und die Art und Wiese von Transformationserfahrungen auch nach 1989. Unsere neuen Filme und Veranstaltungen sollen einen Anknüpfungspunkt bieten, „ältere“ wie „jüngere“ Erfahrungsschätze und Perspektiven auf gesellschaftliche wie biografische Umbruchsprozesse zu geben und alltägliche wie auch abstrahierende Einblicke in die (ost-)deutsche Zeitgeschichte zu ermöglichen.
Die Interviews und Videofilme sind entstanden im Rahmen unseres Walter-Markov- Kolloqiums 2020. Wir haben sie mit den Projektnamen »Differenzmaschine« versehen. Mit dieser Titelwahl wollen wir den offenen Prozess deutlich machen – einer Geschichtsarbeit allgemein und zu 1989/90 im Besonderen – nicht allein mit den konventionellen Sichtweisen zu begegnen. Die ausgewählten Zeitzeug*innen und „Nachgeborenen“ ermöglichen uns einen Blick auf auch heute marginalisierte Wirklichkeiten zu werfen. Die Wiederentdeckung von Vergangenheiten stellt für uns nicht zuletzt auch eine Chance zur Wiederentdeckung von Zukunft dar.
Mit dem digitalen Walter-Markov- Kolloquium wollen wir den Wandel und die Brüche in der Biografie des*der Einzelnen diskutieren und zugleich das Bild der »gebrochenen« Biografie einer kritischen Befragung unterziehen. Dreißig Jahre Abstand zu der Zeit um 1989 ermöglicht hierfür eine neue, produktive Distanz. Konsequenterweise entsteht aus unserem Interesse und begonnenem Zuhören ein zweites Kernthema – der Einfluss dieser Umbruchserfahrung auf die Geschlechterverhältnisse vor und nach 1989.
Die Walter-Markov- Kolloqien der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen standen zwischen 1994 und 2009 für eine theoretische und akademische Debattenkultur. Über die Befragung des Werkes von Walter Markov (Widerstandskämpfer und Historiker an der Universität Leipzig, 1909-1993) wurden jeweils aktuelle Themen der Gegenwart diskutiert. An dieses Format wollen wir 2020 in digitaler und analoger Form anschließen. Zugleich soll damit ein neuer transgenerationeller Austausch und Lernmöglichkeiten anregt werden.
Film Eins: »…ich wollte eine andere DDR«
Teil 1 „Ich wollte eine andere DDR…“
„Was ist unserer Elterngeneration widerfahren? Was ist der berühmte Bruch in den Biografien? Oder was ist eigentlich ein Bruch in der Biografie?“ fragt am Beginn Paula Thielecke, Schauspielerin und Autorin. Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, Zeitzeug*innen und Nachgeborene blicken in Interviews auf die Ereignisse von 89/90. Dies ist der erste von fünf Filmen, die jeder für sich stehen können und über die fünf Teile eine Erzählung entwickeln.
In dem die Sprechenden selbst im Zentrum stehen, soll ein Austausch ermöglicht werden. Ihre Verarbeitung von Realität weist dabei zwei Übermittlungsebenen aus: Die eine ist das Gesagte, die andere ist die Pause, das Nachdenken, der Ausdruck.“
Filmabschnitte von und mit: Paula Thielecke, Christina Schwarz, Antonia Opitz, Keith Barlow, Sonja Koch, Michael Brie, Elisa Ueberschär, Elenor Volprich, Martina Große, Dominik Intelmann
Projektentwicklung und Dramaturgie: Rico Rokitte
Wissenschaftliche Betreuung und Interviews: Jonas Brückner
Filmproduktion und technische Beratung: Jule Würfel
Musik: Olga Reznichenko
Film Zwei: »Ein Grundverständnis von Gleichberechtigung«
Filmabschnitte von und mit: Susann Scholz-Karas, Elisa Ueberschär, Elisabeth Köditz, Maria Hartmann, Sophie Bischoff, Dieter Janke, Paula Thielecke, Peter Porsch, Janette Mickan
Projektentwicklung und Dramaturgie: Rico Rokitte
Wissenschaftliche Betreuung und Interviews: Jonas Brückner
Filmproduktion und technische Beratung: Jule Würfel
Musik: Olga Reznichenko
Film Drei: Im Gespräch über die langen Linien von 89/90.
Film Drei: „Was ist unserer Elterngeneration widerfahren? Was ist der berühmte Bruch in den Biografien? Oder was ist eigentlich ein Bruch in der Biografie?“ fragt am Beginn des ersten Films Paula Thielecke, Schauspielerin und Autorin. Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, Zeitzeug*innen und Nachgeborene blicken in Interviews auf die Ereignisse von 89/90. Dies ist der dritte von fünf Filmen, die jeder für sich stehen können und über die fünf Teile eine Erzählung entwickeln.
Filmabschnitte von und mit: Susann Scholz-Karas, Michael Brie, Jürgen Leibiger, Paula Thielecke, Michael Zock, Sonja Koch, Dominik Intelmann, Bettina Kupke, Elisabeth Köditz
Projektentwicklung und Dramaturgie: Rico Rokitte
Wissenschaftliche Betreuung und Interviews: Jonas Brückner
Filmproduktion und technische Beratung: Jule Würfel
Musik: Olga Reznichenko
Ton: Lukas Backs
Film Vier: Dann mach ich halt Sozialarbeit
„Wer muss zuerst gehen, wenn der Betrieb privatisiert wird? Wie halte ich den Stress am neuen westdeutschen Arbeitsplatz aus?“ fragt im vierten Films die promovierte Bauingenieurin Martina Größe. Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, Zeitzeug*innen und Nachgeborene blicken in Interviews auf die Ereignisse von 89/90. Dies ist der vierte von fünf Filmen, die jeder für sich stehen können und über die fünf Teile eine Erzählung entwickeln.
Filmabschnitte von und mit: Bettina Kupke, Volker Külow, Martina Große, Sonja Koch, Janette Mickan, Michael Zock, Julia Lübbecke, Greta Hartmann
Projektentwicklung und Dramaturgie: Rico Rokitte
Wissenschaftliche Betreuung und Interviews: Jonas Brückner
Filmproduktion und technische Beratung: Jule Würfel
Musik: Olga Reznichenko
Ton: Lukas Backs
Film Fünf: Ohne Sozialismus keine Liebe
„Wie gehen wir mit Erinnerungsnarrativen um, die nur wenige Graubereiche lassen? Wie lesen Jugendliche die Berichte von Zeitzeug*innen, die sich außerhalb einer Täter-Opfer- Dichotomie bewegen?“ fragt am Beginn des abschließenden fünften Films Christina Schwarz, Wissenschaftlerin an der Universität Leipzig. Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, Zeitzeug*innen und Nachgeborene blicken in Interviews auf die Ereignisse von 89/90. Dies ist der fünfte von fünf Filmen, die jeder für sich stehen können und über die fünf Teile eine Erzählung entwickeln.
Filmabschnitte von und mit: Christina Schwarz, Sophie Bischoff, Maria Hartmann, Elisa Gerbsch, Elisabeth Köditz, Charlotte Gneuß, Julia Lübbecke, Paula Thielecke, Bettina Kupke
Projektentwicklung und Dramaturgie: Rico Rokitte
Wissenschaftliche Betreuung und Interviews: Jonas Brückner
Filmproduktion und technische Beratung: Jule Würfel
Musik: Olga Reznichenko
Ton: Lukas Backs